Der alte unbeugsame Mann liest dem Fernsehen die Leviten und alle freuen sich darüber.
Toll.
Aber mal ehrlich: Für wie wichtig hält denn der gute M. R.-R. denn bitteschön das Fernsehprogramm? Bildung und vor allem Volksbildung findet doch mindestens seit dem Beginn des Privatfernsehens nicht mehr auf der Mattscheibe statt.
Wer es für nötig hält, liest Bücher und – obacht – nutzt die Quellen des Internet um zu finden, was er sucht. Und wer Bildung nicht als wichtig erachtet, lässt sich eben z.B. vom Fernsehen unterhalten.
Denn genau dort sehe ich (vermutlich nicht ganz alleine) das Medium Fernsehen heute: bei der Unterhaltung. Klar, mein Fernsehkonsum beschränkt sich im allgemeinen auf die Simpsons, Nachrichten und 3sat Kulturzeit. Ab und an noch DMAX, wenn was vernünftiges läuft, das wars dann aber auch. Selbst in den öffentlich rechtlichen Programmen erwarte ich ehrlich gesagt heute keine durchgehend hochwertige Bildungsunterhaltung mehr, wenngleich ich mich über informative und trotzdem gut gemachte Formate freue.
Nur glaube ich eben, dass der aus der Frühzeit des Fernsehens stammende Allmachtsanspruch der gesendeten bewegten Bilder deutlich überholt ist.
Höchstklassige Fussballspiele, wie z.B. WM-Finals feiern sich ab, wenn mehr als 20 Millionen zuschauer dabei sind. Geht’s noch? Das ist – alle Messfehler beiseite gelassen – gerade mal ein Viertel der hier wohnhaften Bevölkerung. Lächerlich, da von einem Strassenfeger zu reden. Als Frank Elstner mit Wetten Dass? anfing, waren Quoten in der Größenordnung von 50% und mehr die Regel. Diese Sendungen bestimmten dann auch ohne künstliche Skandale über Tage das zwischenmenschliche Gespräch.
Was ich damit sagen will: Klar ist es auf der einen Seite schade oder schlimm, dass ich heute selbst danach suchen muss, vernünftige Unterhaltungsqualität zu bekommen. Damit bilden sich ja auch zwangsläufig die so genannten „bildungsfernen Schichten“, die aus welchen Gründen auch immer keinen Zugang zu sämtlichen Medien haben. Nur, darüber kann man lang und breit lamentieren. Es wird mit Sicherheit keine Rückentwicklung in die Zeit des staatlichen Zweisenderrundfunks geben. Manchmal hilft es, sich über „neue Medien“ zu informieren und nicht – stereotyp wie das der liebe Herr Gottschalk gemacht hat – zielgruppentaugliche Pauschalurteile verbreiten. „Klar ist das Fernsehen schlecht, aber wenn du ins Internet schauen würdest, müsstest du dich erschiessen.“ lautete vergangenen Freitag der O-Ton.
Aha, das vereinfacht unsere Medienwelt erheblich:
Bücher sind gut
Zeitungen und deren Feuilletons waren mal gut (als die alten Herren noch das sagen hatten)
Radio war gut, wird immer schlechter
Fernsehen ist schlecht, könnte aber besser werden
Internet ist böse
Schön, ich drucke mir das aus und hängs mir übers Bett 😀