Der 2008er Champion in der MINI Challenge heisst Tommi Neumann. Wir hatten ihn im Interview über die MINI Challenge, Markenpokale und seinen weiteren Weg. Das Interview nach dem Klick:
Die Spitzengruppe Neumann, Haglöf und Schmarl donnern in die Michelin-Kurve
Beim ersten Versuch des Telefoninterviews meldete sich Thomas Neumann schwer atmend, er absolvierte gerade das tägliche Fitness-Programm. Wenig später stand der Student uns dann für ein kurzes Gespräch zur Verfügung.
bigblogg: Thomas, noch ein weiteres Mal: Glückwunsch zur Meisterschaft der MINI Challenge 2008. Wie waren die Feiern im Team?
Neumann: Danke. Wir haben natürlich direkt am Saisonende in Salzburg gefeiert. Das Lechner-Team ist dort ja zu Hause. Und dann gab es am Jahresende noch die Weihnachtsfeier. Auch hier hatten wir alle zusammen viel Spaß. Die Jungs im Team und ich haben ja über das ganze Jahr super zusammengearbeitet, auch deshalb war es ein großes Fest, als wir an Weihnachten nochmal auf 2008 zurückblicken konnten.
bigblogg: Am Beginn dieser Saison stand der Generationswechsel in der MINI Challenge. Vom Kompressor-Motor auf den neuen Turbo. Hat sich der Job des Fahrers grundlegend verändert oder merkten die Piloten den Wechsel nicht?
Neumann: Natürlich haben wir das gemerkt. Es war ja vor dem Roll-Out schon klar, dass der Wagen schneller sein würde. Nur wie er sich anfühlt konnte keiner wissen. Die größte Umstellung war aber sicher, das deutlich gesteigerte Drehmoment. Und damit verbunden die ständige Gefahr des Wheelspin. Kurven, aus denen wir bisher einfach voll beschleunigten wurden zu Untersteuer-Fallen. Man musste daher noch deutlich sanfter fahren und eine sauberere Linie wählen. Sonst hätte man durch die durchdrehenden Räder immer wieder Zeit verloren. Auch die Schaltzeiten haben sich verändert, generell war neben der Vermeidung durchdrehender Räder das Schalten der Knackpunkt.
bigblogg: Anfang der Saison lobten die Offiziellen unter anderem die Differenzialsperre, die das Auto zu einem richtigen Rennwagen machen sollte. Ist das nach einer Saison zu bestätigen?
Neumann: Naja, wir sprechen hier über dreissig Prozent Sperrwirkung. Im Vergleich mit einem Tourenwagen oder einem reinen Clubsportler ist das nichts. Gezielt eingesetzt hat die Sperre aber schon aus der ein oder anderen Kurve geholfen. Sie wurde nur schnell heiss und verlor dann gerne Sperrwirkung. Alles in allem ist es aber mit Sperre besser als ohne, auch wenn es keine Rennsport-Differenzialsperre ist.
bigblogg: Für uns als Beobachter der Serie in 2008 war die Dichte im Feld bezeichnend. Kein Zeittraining endete, bei dem nicht mindestens zehn Piloten innerhalb einer Sekunde hinter der Bestzeit lagen. Wie war das für euch Fahrer?
Neumann: Ja, die Dichte war schon hoch. Auch an Jeroen Bleekemolen konnte man den Sprung des gesamten Feldes sehen. Der hat 2007 in Zandvoort überlegen gewonnen. Dieses Jahr musste er echt kämpfen und konnte dem Feld nicht wegfahren. 2008 war auf jeden Fall die stärkste MINI Challenge überhaupt. Auf der einen Seite ist das natürlich schon super, wenn du dich mit vielen Piloten auf Augenhöhe zanken kannst. Andererseits bin ich große Teile des Jahres mit 50 Kilogramm Platzierungsgewicht herumgefahren, das macht schon auch einiges aus.
bigblogg: Im Nachhinein ist das zwar schwer zu beantworten, aber ab wann sagte dir dein Gefühl, dass du die Serie gewinnen kannst?
Neumann: Im Auto hatte ich ab dem Test in Hockenheim ein gutes Gefühl und sah auch, dass ich schnell war. Realistisch in der Planung, dass wir um den Gesamtsieg fahren können hatten wir das ab der Saisonmitte. Und richtig sicher war es logischerweise erst nach dem vorletzten Rennen. Das war ja noch so eine Rechnerei, ich stieg aus dem Auto und wusste nicht, wo die anderen lagen. Auf dem Podest oben habe ich dann erfahren: Ich bin Meister! Das war schon stark.
bigblogg: Du bist lange in der MINI Challenge gefahren, kannst du uns einen persönlichen Rückblick geben?
Neumann: Meine drei Saisons in der MINI Challenge waren eine tolle Zeit. Auch und vor allem mit den anderen Teams und Fahrern ist das eine große Familie. Vor der Vermarktung her liegt für mich als Nachwuchsfahrer – und ich glaube, da spreche ich für alle jungen Piloten der Challenge – der mediale Fokus zu stark auf den Promis, die für einzelne Rennen einsteigen. Hier wäre es schön, wenigstens ein Gleichgewicht zwischen Sport und Lifestyle zu haben.
Neben dem offiziellen Lifestyle ist aber die Community rund um die MINI Challenge einzigartig. Ich habe viele treue und geradezu fanatische Fans kennengelernt und mich mit ihnen immer wohl gefühlt.
Wenn die Öffentlichkeitsarbeit noch ein wenig dazu lernt und die MINI Challenge dort positioniert wird, wo sie eigentlich hingehört – in der Spitzengruppe der Markenpokale – werden sicher noch mehr Nachwuchstalente ihren Weg durch diese Serie finden. Es ist den Fans zu wünschen, denn spannende Rennen und enge Zweikämpfe fesseln nun einmal.
bigblogg: Tommi, wie siehst du deinen weiteren Weg? Treffen wir dich 2009 in der MINI Challenge?
Neumann: Drei Jahre sind im MINI eine lange Zeit. Jetzt habe ich den Gesamtsieg und kann mich nach neuen Möglichkeiten umschauen. Wobei das natürlich alles immer eine Budgetfrage und eine Frage der Schrittgröße ist. Bei Walter Lechner gibt es neben der MINI Challenge nur den Porsche Supercup und da hin wäre der Schritt schon arg groß. Da ist es eine ganz andere Liga, die Sponsoren aufzutreiben. Wahrscheinlich wird es auf einen anderen Markenpokal hinauslaufen, da ist aber bis heute noch nichts fix. Im Herbst hatte ich einen Test bei GAG-Racing für den SEAT Leon Supercopa, der sehr gut verlief. Von meinem Team der MINI Challenge, Lechner Racing, bekam ich einen Test im Supercup-Porsche, bei dem ich bis auf wenige Zehntel an die Topzeiten heran kam. Auch die Techniker im Team lobten meine Fahrten beim Test. Es wäre natürlich super, wenn ich da gleich anknüpfen könnte.
bigblogg: Danke für deine Zeit und weiterhin viel Erfolg.