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Der Terrier – Audi S3 (1999 – 2001)

Noch nie haben wir über einen Gebrauchtwagen geschrieben, warum eigentlich nicht? Nicht, weil wir nicht zur ausgiebigen Probefahrt in die französischen Seealpen geflogen werden, sondern weil wir schlicht vergessen haben, wie reizvoll es sein kann das Schöne im Alten wiederzuentdecken. Hier ist so ein begehrenswertes Beispiel: Der alte Audi S3, Modell 8L, den uns die Kollegen von asphaltfrage.de zur Verfügung gestellt haben.

Als dieser Audi 1999 auf den Markt kam, war er der Platzhirsch unter den hot hatches: Breite Kotflügel, markante Schweller, ein Dachspoiler, zwei fette Auspuffrohre, enge Recaros und Xenon-Scheinwerfer in Serie – das war ein Statement der damals noch relativ braven Ingolstädter.

1999: Audi präsentiert mit dem S3 den heißesten „Hot Hatch“ seiner Zeit

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Unter der nachgeschärften Karosserie ging es beim S3 aber ebenso spannend weiter. Dem aus dem Golf GTI bekannten 1.8T-Motor hat die Mannschaft der quattro-GmbH einen großen KKK K04-Turbolader montiert und die Motorperipherie entsprechend angepasst. Statt 150PS liegen so satte 210PS an der Kurbelwelle an, doch so richtig feist wird der S3-Motor erst dank seines Drehmoments von 270Nm, das dem Fahrer von 2100 bis hinauf zu 5000 Umdrehungen zur Verfügung steht.

210PS und 270Nm waren vor 10 Jahren in der Kompaktklasse noch ein Statement

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Bei diesen Leistungsdaten ist klar, dass ein Vorderradantrieb alleine nicht ausreicht und für einen schnellen Audi ist das quattro-Layout sowieso obligatorisch. So steht der S3 also auf der aufwendigen Mehrlenker-Hinterachse und verteilt seine Kraft bedarfsgerecht per Haldex-Kupplung an die Hinterhand. Selbstverständlich ist natürlich auch, dass man in Ingolstadt besonderes Augenmerk auf das Fahrwerk an sich gelegt hat. Tiefer und in der Spurweite angepasst steht der schnellste A3 auf der Straße und lockt uns auch heute noch zum Einsteigen.

Breite Schweller, dicke Backen: Der S3 macht auch heute noch was her

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Nach all der grauen Theorie wurde genau das auch Zeit. Innen empfangen uns die mit feinem schwarzen Seidennappa bezogenen Recarosessel, deren unberührtem Zustand man die atemberaubende Laufleistung von 246.000km gar nicht glauben kann. Man fühlt sich sofort wohl, auch wenn das Ergonomiekonzept beinahe 15 Jahre alt ist – ein A3 ist eben ein Golf und somit „das Auto“. Ein wenig Klavierlack, ein schwarzer Dachhimmel, sparsam verteilte S3-Logos und eine Tachoskala bis 280km/h sind ansonsten die einzigen Insignien des Topmodells im Innenraum.

Der Golf IV von Audi: Auch heute noch ergonomisch auf der Höhe der Zeit

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Auch beim Anlassen gibt sich der schnelle Ingolstädter noch recht zahm. Ein kleiner Vierzylinder taugt eben ohne technische Kunstgriffe nicht zu großen Auspuffarien – und es tut gut mal wieder einem echten Auspuffgeräusch, ganz ohne Klappensteuerung und Innenraummembranen zu lauschen. Einmal in Bewegung spielt der Auspuff dann auch eine untergeordnete Rolle, denn es ist der Turbolader, der die Faszination des S3 ausmacht.

Ungefiltert und ohne künstlichen Hilfsmittel: Der Auspuffsound

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Kein TwinScroll, keine Direkteinspritzung, keine verstellbare Geometrie – der K04 ist einfach ein großer Lader an einem kleinen Motor. Und so fährt das dann auch: sensationell. Untenrum geht nicht viel, aber ab 2000 Umdrehungen hört man wie die Turbine freudig zischend die Arbeit aufnimmt. Das diskrete Pfeifen schwillt bei guten 3000 Touren zum Höhepunkt an und ab da kennt der S3 kein Halten mehr. Der große KKK-Lader schiebt den kleinen Audi erbarmungslos nach vorne und ziert sich dabei nicht auch Drehzahlregionen über 6000 Umdrehungen zu erklimmen.

Noch mit richtigem Turbobumms: Der Audi S3 der ersten Generation

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Dass die Fahrleistungen auch für heutige Verhältnisse beeindrucken, wollen wir mit folgendem Vergleich untermauern: trotz Allradantrieb ist der S3 gute 20 Kilogramm leichter als ein aktueller Golf GTI, kann ihn so in der Beschleunigung in die Tasche stecken und selbst der aktuelle MINI John Cooper Works kann den alten Audi nur bei besten Traktionsbedingungen um einen Wimpernschlag abhängen. Bei der Höchstgeschwindigkeit liegen die beiden sogar wieder gleichauf.

Mit seinen Fahrleistungen muss sich der Audi nicht verstecken

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Doch es ist nicht nur der Vortrieb alleine der trotz des Alters und der enormen Laufleistung unseres Testexemplars begeistert, es ist das Fahrgefühl im Allgemeinen. Ohne die übertriebene Härte moderner Audi S-Fahrwerke geht der S3 zu Werke, die Federung ist zwar straff, aber doch erfreulich nachgiebig auf schlechten Strecken. Die Dämpfung wurde darauf ebenso gekonnt abgestimmt und man fragt sich, warum so etwas heute nur mit adaptiven Fahrwerken geht?

Oldschool quattro: Auch ohne Kronenrad Differential mit Heckschwenk

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Wahrscheinlich, weil das Sicherheitskorsett noch enger geschnürt sein muss. Ein Kompaktwagen, selbst ein sportlicher, darf kein Eigenleben mehr entwickeln, darf den Fahrer nicht überraschen oder gar überfordern. Wohl deshalb wirken die meisten hot hatches heute ein wenig seelenlos. Daran können auch Sporttaster und Laptimer nichts ändern. Im alten S3 sieht die Sache dagegen ein wenig anders aus. Klar, Puristen mögen behaupten, dass das Haldex-Antriebskonzept nur eine günstige hang-on-Lösung ist, dafür funktioniert sie aber erstaunlich gut.

KKK K04: Ein Kürzel sorgt für Freude bis zum Bremspunkt

Es erfordert zwar eine gewisse Gewöhnung, denn an sich fährt sich der Audi ein wenig sperrig, doch hat man den Dreh einmal raus, bleibt kein Auge trocken: Der K04 sorgt für Freude bis zum Bremspunkt, der Anker selbst bietet viel Gefühl und ist auch bei längerer Hatz nicht überfordert, die Lenkung erfreut trotz ihrer Leichtgängigkeit mit einer schönen Rückmeldung und beim aufs-Gas-treten am Scheitelpunkt geht es dann wieder richtig geradeaus. Genau, geradeaus. Denn wenn die 210PS an allen Vieren zerren, verfällt der kleine Audi immer ins Untersteuern. Dagegen gibt es zwei Maßnahmen: entweder man erhöht den Lenkwinkel, überfährt die 225er-Pirellis bis sie um Gnade wimmern und bleibt gnadenlos am Gas, oder man lupft und fängt die ansatzlos auskeilende Hinterachse wieder ein.

Der werte Leser glaubt das nicht? Wir haben es uns auch nicht vorstellen können, bis wir es selbst erlebt haben. Und wer es einmal gemacht hat, der macht es immer wieder. Kurvenräubern im alten Stil, ganz ohne Elektronikfilter. Ein Spaß, den die perfekten Abstimmungen heutiger Fahrzeug völlig in Vergessenheit haben geraten lassen. Schrulligkeiten und Unvollkommenheit schaffen Charakter, den sich die Modernen erst mit aufwendigen Marketing- und Heritagekampagnen aufbauen müssen.

Audi S3, das verkannte Fahrspaßwunder

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Es lohnt also doch seine Sicht nicht immer nur auf die Neuen zu beschränken. Gerade bei den Alten findet sich so manch verkanntes Fahrspaßwunder, das es mit den modernen locker aufnehmen kann. Und wenn wir so an den herannahenden Winter denken, geht uns der S3 nicht mehr richtig aus dem Kopf. Den K04 auf unberührter Schneedecke von der Leine lassen und dann bis der Tank leer ist so richtig durch die weiße Pracht fräsen – das wär‘ schon was.

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