„Wie war MINI Takes the States?“ – Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich diese Frage seit meiner Rückkehr nach Deutschland am 16. Juli gehört habe. „Sensationell und verdammt anstrengend“ ist meine knappe Antwort, doch wie sollte es anders sein: Das reicht den meisten Fragern nicht. Nachvollziehbar, denn ein elftägiger Trip in einem MINI über 6.500 Kilometer mit einem Halbsatz abzuhandeln ist doch etwas flach. Darum hier ein Blick hinter die Kulissen, wie so ein MINI Takes the States abläuft. Und wer bisher noch nicht mitbekommen hat, was (in der Kurzform) MTTS ist, hier mein Vorbericht, mein Zwischenbericht und mein Rückblick auf MINI Space.
Etwas weniger emotional betrachtet ist MINI Takes the States aber vor allen Dingen eins: Eine Veranstaltung, die von der nordamerikanischen MINI Marketing- und Verkaufsorganisation im Zweijahresrhythmus seit 2006 ausgerichtet wird. Das Motto ist immer unterschiedlich und gibt jeweils einen Ausblick auf die Route. „Go West. Go Forth. Go MINI.“ war bei der diesjährigen vierten Auflage somit eine unmissverständliche Ansage: Einmal vom MINI USA Sitz in der Nähe von New York an die Westküste nach Los Angeles. Ganz im Stil eines Siedlertrecks, bloß mit besseren Wägen.
MTTS 2012: Das Motto und die Route
Wer neben den oben erwähnten Artikeln auf MINI Space auch meine Impressionen auf diversen MINI Facebook Kanälen (MINI, MINI Space, MINI United, MINI Countryman) oder die kurzen Tageszusammenfassungen auf facebook.com/bigblogg gelesen hat, weiß, bei MTTS handelt es sich um eine beeindruckende Veranstaltung, hinter der ein hoher planerischer Aufwand und wahrscheinlich ein noch höheres Budget steckt. Doch wie MINI United leider gezeigt hat, ist Geld alleine kein Garant für eine gelungene Veranstaltung. MTTS war jedoch ein vom ersten bis zum letzten Tag phantastisches Event, hervorragend organisiert und mit vielen liebevollen Details und etlichen sympathischen Überraschungen gespickt.
Nach dem morgendlichen MTTS Etappen Check-in: Ready to go
Doch wie darf man sich einen Tag bei MTTS vorstellen? Immer fröhlich, immer gut gelaunt! Nein, das ist keine Floskel, es ist wirklich so. Jeden Morgen checkt man zur Tagesetappe beim Event Team ein und egal, wie lange die Schlange ist oder wie sehr einem schon zu frühen Morgenstunden die Sonne auf den Pelz brennt, man wird immer mit einem freundlichen Lächeln begrüßt, erhält ein paar schriftliche Tagesinformationen und eine Wegbeschreibung. Zwischen 08:00 und 09:00 Uhr ist dann die offizielle Begrüßung von MINI USA Chef Jim McDowell oder einem seiner Mitarbeiter. Dieses humorige Morgenritual darf man sich auf keinen Fall entgehen lassen, denn danach wird auch zügig gestartet. Schließlich gilt es Etappen mit bis zu 500 Meilen (ca. 800km) zu bewältigen.
Morgendliches Ritual: Die offizielle MTTS Begrüßung
Mit viel Gehupe und Motorengeheule, aber stets sehr gesittet startet man dann mit seinem MINI in den Tag. In der Regel bildet man auf den ersten Meilen einen beeindruckenden Konvoi mit bis zu 300 MINI. Doch über kurz oder lang zerfällt diese Tross in einzelne Grüppchen, denn irgendjemand hat immer vergessen zu tanken, muss plötzlich nochmal auf die Toilette, verfährt sich oder wählt ganz bewusst eine andere Route. Doch irgendwie trifft man sich immer wieder. Irgendwo. Irgendwann. Alleine ist man also fast nie. Und sollte man doch einmal einsam mit 75mph vor sich hinrollen, tauchen bestimmt von irgendwoher wieder etliche MINIs im Rückspiegel auf und man ist plötzlich ungewollt „Leader of the Pack“. Ein unbeschreibliches Gefühl.
Hupen? Ja! Krawall? Nein!
Doch die langen Etappen auf endlos geraden Asphaltbändern bergen auch Gefahren. Die größte heißt: Sekundenschlaf. Hier rächt sich nicht nur die Monotonie der Strecke, sondern auch die Tatsache, dass man in der Regel nicht mehr als fünf Stunden Schlaf bekommt, wenn man das volle Programm mitnehmen möchte. Da hilft nur eins: Ein aufmerksamer Beifahrer, gute Musik oder ein kurzer Stopp, denn fahrerische Highlights zum wach bleiben sind leider nur dünn gesät auf diesem Trip.
Die MTTS Karawanne rollt und muss nur selten an Ampeln stoppen
Häufig helfen aber auch die bereits erwähnten von MINI eingeplanten Überraschungen auf der Strecke. Dafür gilt es dann jedoch die Wegbeschreibung genau zu lesen, um den Besuch eine deutschen Kolonie oder eines überdimensionalen Bullen nicht zu verpassen. Ein Navigationsgerät kann da schon sehr nützlich sein. Alleine schon deshalb, weil die amerikanische Art der Routenansage unserem Verständnis völlig widerspricht. Wir fahren immer „A8 Richtung München“ oder „A5 Richtung Frankfurt“. Der Amerikaner begnügt sich mit einer Himmelsrichtung „I85 East“ oder „I10 West“. Daran muss man sich beim Lesen und Umsetzen der Routenbeschreibung erstmal gewöhnen. Klappt aber in der Regel nach ein paar Meilen und dem einen oder anderen Verfahren ganz ordentlich.
Es geht geradeaus – oft und lang
Doch was ist das Besondere an MTTS? In meinen Augen ist es die Tatsache, dass hier im Gegensatz zu MINI United, nicht versucht wird, ein Marketing Event zu schaffen, um neue Kunden zu gewinnen. Denn wer bei MTTS teilnimmt ist bereits MINI Fahrer. Das weiß MINI USA und macht sich diesen Umstand geschickt und unaufdringlich zu Nutze, denn die Teilnehmer sind ein unbezahlbares Marketing Instrument. Wo sie in bunten MINI Rudeln auftauchen, sind sie Gesprächsthema. Und welcher MINI Fahrer erzählt Ungläubigen und Unwissenden nicht gerne von seiner Lieblingsmarke und den Vorzügen seines MINI?
Nichts für jugendliche Heißsporne: MINI GP für den Salzsee
Einen separaten Absatz verdienen übrigens auch die Teilnehmer von MTTS: Auf Grund der nicht zu unterschätzenden Kosten und auch des hohen Zeitaufwandes für diese Veranstaltung sind erstaunlich viele „Best Ager“ ein fester Bestandteil des Trosses. Doch wer jetzt von Rentnern in drögen standard MINIs ausgeht, der täuscht sich gewaltig. Bestes Beispiel war ein MINI GP: Tiefergelegt, tief schwarz getönte Scheiben, tief grollender Auspuffsound, mit vollverkleideten Vorderrädern und einer Karbon Abdeckung für die Hinterräder. Diesem GP entstieg ein tiefenentspannter Besitzer, der stark auf die 60 zuging und stolz berichte, dass er nächstes Jahr mindestens 160mph (knapp 260km/h) auf dem Bonneville Speedway in Utah mit diesem GP erreichen möchte. MINI ist in den USA eben noch deutlich stärker, als in unseren Gefilden, ein Auto für Individualisten. Wer MINI fährt will sich ganz bewusst absetzen von Pickup Truck und SUV. Dazu gehört auch stets die Individualisierung mit Stickern, Nummernschildern und Tuning.
Tolle Menschen, interessante MINIs: MTTS 2012
Bleibt also noch das Fazit: Würde ich es wieder tun? Aus zwischenmenschlicher Sicht immer wieder. Denn auch wenn den Amerikanern gerne eine gewisse Oberflächlichkeit vorgeworfen wird: Das in den elf Tagen entstandene Wir-Gefühl war bestimmt nicht gespielt und die über rund 4.000 Meilen als Fahrer oder Beifahrer entstandenen Bekanntschaften erst recht nicht. Aus fahrerischer Sicht sieht die Sache etwas anders aus. Hier würde ich an MTTS nur mit Einschränkungen nochmals teilnehmen. Ein paar endlose Geraden weniger und etwas kürzere Tagesetappen würden das MINI fahren bestimmt zu einem größeren Genuss werden lassen. Ansonsten war MTTS genau das, was ich erwartet hatte: Ein unvergessliches Ergebnis!
Mehr Bilder von MINI Takes the States gibt es in der bigblogg MTTS Galerie und was man bei diesem Event beachten muss, wenn man teilnehmen will, demnächst hier auf bigblogg.