Die Motorsportsaison 2011 auf dem Nürburgring ist noch jung. Die Langstrecken Meisterschaft Nürburgring (VLN) startete erst vor knapp drei Wochen in ihre 35. Saison. Mit dabei auch wieder das Team Schirra motoring, das mit seinen beiden Alpecin-MINIs in der Klasse SP2T mit einem Klassensieg und einem dritten Platz einen erfolgreichen Saisonauftakt feiern konnten. Grund genug für bigblogg vor dem 2. Lauf der VLN am 30. April mit dem Fahrer zu reden, der auf beiden Fahrzeugen startet und das Projekt Langstrecken-MINI seit Anfang an begleitet: Friedrich von Bohlen. Der Unternehmer ist engagierter Motorsportler und profunder Kenner der VLN- und MINI Motorsport Szene und hat von daher auch ein wachsames Auge für die Wettbewerb.
bigblogg: Friedrich, die neue Rennsport-Saison startet mit einem Paukenschlag: MINI Motorsport startet nicht nur offiziell in der Rallyeweltmeisterschaft (WRC) und hält verstärkt an seinem MINI Challenge Engagement fest, sondern will erstmals auch im Langstreckensport im Rahmen des 24h Rennens aktiv werden und die VLN zu Testzwecken nutzen. Was hältst Du davon?
F.v.B.: Wir begrüßen diese Aktivität und das Engagement ausdrücklich!
„Werks-MINIs in der VLN: Wir begrüßen das Engagement“
bigblogg: Meinst Du, dass diese Hinwendung von MINI zum Langstrecken-Rennsport auch mit den Aktivitäten anderer MINI Teams, wie z.B. des Schirra Teams zusammenhängen?
F.v.B.: Das ist schon möglich. Wir konnten in den vergangenen beiden Jahren mit dem Schirra MINI schöne Erfolge aufweisen: Zum ersten Mal überhaupt hat es ein Rennwagen in der Klasse SP2T mit 1,6l Motor geschafft, auf der VLN-Distanz (24,4km) unter der magischen 9 Minuten-Marke zu bleiben. SportAuto ist mit unserem Fahrzeug die zweitschnellste je gezeitete Runde in Hockenheim auf der Kurzstrecke gefahren. Und wir konnten im 6h-Rennen von Vallelunga auf’s Treppchen des Gesamtstarterfeldes fahren. Vermutlich sind diese Ergebnisse auch in München nicht unbeachtet geblieben.
bigblogg: Inwieweit ist Schirra motoring in die Aktivitäten von MINI Motorport mit eingebunden?
F.v.B.: Überhaupt nicht. Wir wissen, dass MINI bzw. BMW Motorsport für das 24h Rennen das MINI Coupé für die Langstrecke entwickelt. Derzeit finden die Tests der einzelnen Komponenten durch MINI im Rahmen der VLN statt. Soweit wir wissen ist das Teil eines aufwändigen Entwicklungsprogramms, mit dem Schirra motoring aber nichts zu tun hat.
„Der Schirra MINI fährt auf der VLN-Distanz (24,4km) unter 9 Minuten“
bigblogg: Hat MINI nie den Kontakt zu Schirra motoring gesucht?
F.v.B.: Es war genau umgekehrt. Auf Basis der Leistungen des Schirra MINIs waren wir eigentlich davon ausgegangen dass es für MINI und BMW Motorsport interessant sein könnte dies für den Kundensport und die Emotionalisierung der Marke zu nutzen. MINI hatte zwischenzeitlich Interesse bekundet und auch Unterstützung zugesagt, die bisher allerdings nie wirklich stattgefunden hat. Aber vielleicht aendert sich das ja unter der neuen MINI-Führung durch Kay Segler.
bigblogg: Du unterscheidest strikt zwischen MINI und BMW Motorsport. Beide stellen sich auch getrennt voneinander auf. Was bewertetst Du das?
F.v.B.: Chinesische Mauern funktionieren immer nur bis zur nächsten gemeinsamen Cafeteria. Das gilt bei BMW/MINI genauso wie bei Banken. Zudem findet ein Teil der Komponentenentwicklung des Werks-Langstrecken-MINI’s bei BMW Motorsport statt. Das ist nicht verwunderlich, meines Erachtens wäre es sogar unsinnig auf die Kompetenzen und Kapazitäten im gemeinsamen Konzern nicht zurückzugreifen.
„Keine 20 Sekunden Rückstand pro Runde zum Werks-MINI ist unser Ziel“
bigblogg: Was erhoffst Du Dir für diese Saison, und wie siehst Du den Schirra MINI im Vergleich zum Werks MINI?
F.v.B.: Auf Grund der Erkenntnisse vom letzten Jahr hat Teamchef Joachim Schirra einige Veränderungen am Fahrzeug vorgenommen. Wir denken dass wir damit das erreichte Niveau halten können und insgesamt konstanter werden. In Anbetracht der Gelder und Ressourcen, die BMW und MINI in das R59 Coupé investieren – vermutlich Beträge im siebenstelligen Bereich – erwarten wir ein deutlich überlegenes Paket des Werksteams. In Anbetracht der uns zur Verfügung stehenden sehr überschaubaren finanziellen Mittel wäre es ein Riesen Erfolg, wenn wir mit nicht mehr als 20 Sekunden Rückstand pro Runde zum Werks-MINI fahren könnten.
„Wenn MINI unser Konzept aufgreift, fühlen wir uns geehrt“
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bigblogg: 20 Sekunden? Das klingt für uns etwas nach Untertreibung und nach großem Respekt vor dem Werkseinsatz. Da Konkurrenz das Geschäft belebt, was wünscht Du Deinem Team und dem MINI Werksteam für die Saison 2011?
F.v.B.: Für uns standen und stehen immer zwei Aspekte im Vordergrund:
1. Es muss Spaß machen! Und das tut es. Sowohl bei uns Fahrern als auch im ganzen Team. Wenn das nicht oder nicht mehr gewährleistet wäre würden wir das nicht machen.
2. In Zeiten des ‚down sizing’ im Motorsport und der damit verbundenen Zukunft des 1,6l Motors wollten und wollen wir bereits heute mit unserer Philosophie und unserem Konzept zeigen, dass man mit diesen Antrieb wettbewerbsfähigen Motorsport betreiben kann. Ich denke, das haben wir erfolgreich bewiesen, und dieses Ziel wollen wir auch weiterhin verfolgen. Wenn wir dadurch die Motivation bei BMW/MINI geweckt haben, dieses Konzept aufzugreifen und weiterzuentwickeln, würden wir uns sehr geehrt fühlen. In diesem Sinne wünsche ich dem Werksteam natürlich, dass es diese Philosophie, die wir begonnen haben zu leben, konsequent und erfolgreich weiterentwickelt und weiterführet.
bigblogg dankt Friedrich von Bohlen für das Interview und wünscht Schirra motoring eine erfolgreiche Saison 2011.
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