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Der Reiz der alten Autos

Classic Days Schloss Dyck 2012Klassische Automobile sind hip. Der Charme der guten alten Zeit, in der angeblich alles besser war, zieht zwischenzeitlich auch Menschen in den automobilen Bann, die ansonsten wenig Interesse an der motorisierten Fortbewegung haben. Doch was ist es wirklich, was uns alle so an den vierrädrigen Best-Agern und Oldtimern fasziniert? Ein Rundgang auf den Schloss Dyck Classic Days gibt ein wenig Aufschluss.

Das Gros der Besitzer von Fahrzeugen, die mindestens zwanzig Jahre alt sind, scheint von geselliger Natur zu sein, denn warum sonst treffen sie sich in Markenclubs, tauschen sich auf Oldtimermessen aus und feiern sich bei der einen oder anderen Großveranstaltung selber. Seit 2006 zelebriert man das Oldtimer Leben dabei besonders gerne rund um ein Wasserschloss im Rheinland. Classic Days Schloss Dyck heißt diese Veranstaltung und ist eigentlich dem grossartigen und viel zu früh tödlich verunglückten Rennfahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips gewidmet. Doch von Trauer ist 2012 keine Spur in dem englischen Landschaftsgarten aus dem 18. Jahrhundert und mit dem ausgestellten waldgrünen Ferrari 250GT Pininfarina Cabriolet, welchen der Graf einst besaß, wird das Thema Trips eigentlich nicht genug Bedeutung beigemessen. Doch das kümmerte die Teilnehmer und Besucher nur wenig. Schließlich galt es fast 6.000 Klassiker zu begutachten, die sich rund um das Schloss verteilten oder in den angrenzenden Miscanthus Feldern versteckten.

Oldtimer Freuden im Schlosspark

Classic Days Schloss Dyck 2012

Doch altes Material sollte eigentlich nicht nur auf kurzgeschnittenem Rasen in Schönheit erstarrt bewundert werden, sondern auch dekorativ über den Asphalt bewegt werden. Das weiß auch der ausrichtende Classic Days e.V. und bittet daher ausgewählte Teilnehmer zu den „Racing Legends“. Das sind Demorunden auf einem 2,8 Kilometer langen Rundkurs vor dem Schloss, bei denen es nicht um Topspeed und Bestzeit geht, sondern um ein Klangerlebnis der besonderen Art. Drei Runden Gleichmäßigkeit sind dabei gefragt in unterschiedlichen Fahrzeugklassen bis 1961 (dem Todesjahr von Trips). Vom sägenden vierzylinder Boxersound eines Porsche 718 von 1960 bis zum markerschütternde Bollern des 19,5 Liter Zeppelinmotors im „Doktor Maybach“ Vorkriegs-Ungetüm aus dem Technik Museum Sinsheim ist alles dabei.

Porsche 718: Genüsslicher Lärm rund um Jüchen

Classic Days Schloss Dyck 2012

Für Augen und Ohren war also genug geboten bei der siebten Auflage der Classic Days. Doch schöne Autos in schöner Umgebung kann nicht der alleinige Grund für den Erfolg dieses Events sein. Vielleicht ist es einfach die heutige Zeit, die eine Gewisse Sehnsucht nach Einfachheit und Entschleunigung mit sich bringt. Denn wer wirklich stilvoll nach Jüchen anreisen will (und das taten ausgesprochen viele), der wählt dafür nicht nur einen Oldtimer, sondern auch den historisch korrekten Auftritt. Zeitgenössisch gekleidet kann man nämlich viel genüsslicher auf Zeitreise gehen und die Zeit um sich herum beim Lustwandeln durch den Schlosspark vergessen.

Stilvolle Idylle im Schlosshof

Classic Days Schloss Dyck 2012

Bis man plötzlich vor einem großen Hospitality Zelt von Mercedes Benz steht und einem klar wird, dass Veranstaltungen, wie Schloss Dyck oder Goodwood Revival eigentlich nur ein Zerrbild der guten alten Zeit sind. Denn erst mit iPhone, digitaler Spiegelreflexkamera, modernem Catering und noblem Dixi Klo wird die angeblich ach so gute alte Zeit für uns moderne Menschen überhaupt erträglich. Das wissen auch die Schwaben und nutzten als einziger Hersteller den Schlosspark für einen großen Auftritt. Mit 126 Jahren Firmenhistorie im Rücken mangelt es natürlich auch nicht an austellbaren Pretiosen. Vom L319 Kleintransporter bis zum W196 Rennwagen war auf Dyck 2012 alles vertreten. Die entsprechenden Rennlegenden wie Stirling Moss und Hans Herrmann inklusive.

Auch das ist Schloss Dyck: Youngtimer im Miscanthus Feld

Classic Days Schloss Dyck 2012

Was ist also die Erkenntnis nach drei Tagen Schloss Dyck zwischen Porsche Renntransporter und Mercedes Rattan Chaiselongue? Auf die Mischung kommt es an! Ein Wasserschloss aus dem 17. Jahrhundert, ein wenig verbranntes Rizinusöl in der Luft, zeitgenössische gekleidete Besucher auf den Parkwegen und zwischendrin ein über die schlechte Netzabdeckung grantelnder Blogger machen eine Oldtimer Veranstaltung dieses Ausmaßes so reizvoll. Dafür kann man auch einmal mit Cordanzug und Budapester bei sommerlichen Temperaturen schwitzen. Doch man schreitet gleich viel erhabener durch die Parkanlage. Nachahmung empfehlenswert.

Picknick im Park

Classic Days Schloss Dyck 2012

Weitere Bilder von den Schloss Dyck Classic Days gibt es in der bigblogg Galerie und dazu noch ein Lesetipp: Co-Blogger Fabian „faybaz“ hatte eine ganz besondere Erfahrung am Dyck’schen Wochenende im Rennflügel.

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