Hinter einem guten Reifen steckt eine clevere Entwicklungsmannschaft. Doch auch die braucht irgendwann einmal die Rückmeldung von jemanden, der die Theorie in der Praxis bestätigt. Dass ein solcher Reifentester natürlich kein normaler Autofahrer ist, klingt einleuchtend. Besonders begehrt sind bei den Herren im Labor daher Männer der Tat, die sich ihre Meriten im internationalen Motorsport verdient haben. Und dann steht er in den Boxen des Ascari Race Resorts vor mir, ein kleiner unscheinbarer wuscheliger Lockenkopf: Stefano Modena. Ehemaliger Formel 1 Rennfahrer und heutiger oberster Gummivernichter im Namen der Marke Bridgestone.
Stefano wer? Nur eingefleischte Motorsportfans kennen noch den Mann, der so heißt, wie die Stadt, in der er geboren wurde: Modena. Dabei hat der Italiener mit dem spitzbübischem Grinsen eine durchaus respektable Motorsportkarriere aufzuweisen. Zwischen 1978 und 2000 hat er eigentlich so alles schnell bewegt, was vier Räder hatte. Karts, Formelfahrzeuge und Tourenwagen
1995: Stefano Modena im Alfa Romeo 155 DTM
Dass die Formel 1 Karriere des Formel 3000 Meisters von 1987 trotzdem nie so richtig durchstartete, lag vielleicht an den Monoposti, die er während 70 Grand Prixs bewegt hat: EuroBrun (1988), Brabham (1989-90), Tyrrell-Honda (1991) und Jordan-Yamaha (1992) waren gerade einmal für zwei Podiumsplätze in fünf Jahren gut. Dass aber auch sein Umstieg zu Alfa Romeo in die DTM nie so richtig belohnt wurde, lag sicherlich nicht an fehlendem Talent, sondern vielmehr an der Tatsache, ständig im Schatten der beiden favorisierten Werkspiloten Nicola Larini und Alessandro Naninni stehen zu müssen. Mit dem Ende der guten alten DTM wurde es daher auch still um Stefano Modena. Er mühte sich zwar noch drei Jahre auf dem chancenlosen Alfa Romeo 155 in der deutschen Supertourenwagenmeisterschaft und schaffte sogar noch mit Opel den Sprung in die neue DTM, aber nach einem enttäuschenden 15. Gesamtrang war im Jahre 2000 endgültig Schluss mit Kreisfahren.
2000: Stefano Modena beendet seine Karriere im DTM Opel Astra Coupé
Und dieser so bescheiden wirkende Mann ist der offizielle Bridgestone Reifentester? Wohl eher Berater, der sich ein paar Euros dazuverdient, in dem er sein Gesicht in die Kamera hält und bestätigt: Getestet und für gut befunden. Doch weit gefehlt! Wild italienisch gestikulierend antwortet er „No, no, no!“ und ergänzt, dass er fester Angestellter ist und im Entwicklungs- und Testzentrum in Rom arbeitet. Er bringt dies nicht nur in Worten glaubwürdig rüber, sondern zeigt dies auch in seinem Auftreten.
2013: Stefano Modena erklärt lieber, als dass er fährt
Sehr sympathisch präsentiert er nicht nur das Bridgestone Tagesprogramm auf dem Ascari Race Resort, sondern er besucht im Tagesverlauf auch alle Testsektionen, um zu inspizieren, wie sich das jüngste von ihm mitentwickelte Produkt, der Bridgestone Adrenalin RE002 schlägt und sucht dabei bewusst das Gespräch zu den Teilnehmern. Schließlich testen 60 internationalen Automobilblogger das neue schwarze Rund in allen Fahrdynamik-Lebenslagen.
Blogger testen für Bridgestone und Stefano Modena
Auf die Frage, ob er denn noch irgendwo im Automobilsport aktiv wäre, winkt der knapp Fünfzigjährige ab: „Moderner Rennsport hat nichts mehr mit Fahrkönnen zu tun, sondern nur noch mit der Fähigkeit, Vorgaben der über Laptops gebeugten Renningenieure umzusetzen.“ Das sei nicht sein Ding und er ergänzt: „Wirklich Spaß habe ich nur noch mit Freunden beim Kartfahren. Das ist Kampf Rad an Rad ganz ohne Elektronik.“
Nass: Andalusien im Frühjahr
22 Jahre Motorsport haben Stefano Modena durchaus gezeichnet, doch unzufrieden wirkt dieser Mann nicht. Vielmehr scheint er in sich zu ruhen, genießt sein Leben nach dem Motorsport und meidet große Auftritte, denn selbst der anerkennende Begrüßungsapplaus auf der andalusischen Rennstrecke scheint ihm eher unangenehm zu sein. Er testet lieber Reifen. Kommt dabei ein so harmonisch sportliches Rund, wie der Bridgestone Adrenalin RE002 heraus, soll er das bitte noch viele Jahre tun.
Sympathisch und bescheiden: Stefano Modena
Leider gibt es mit der Dimension 205/40 R17 nur ein Maß, das einigermaßen auf die MINI R5x Modelle passt, jedoch eingetragen werden muss. Meinen Testbericht zum Bridgestone Adrenalin RE002 findet der werte Leser auf evocars-magazin.de. Weitere Impressionen von diesem Event gibt es in der bigblogg Galerie.