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Jugendsünde: Mercedes-Benz A45 AMG

Mercedes-Benz A 45 AMGEigentlich war das Konzept mit dem Sandwichboden in den ersten beiden Generationen A-Klasse brillant. Doch leider haben das anscheinend nur Rentner verstanden, denn nicht einmal Mercedes-Benz selber hat das Potenzial des doppelten Bodens für alternative Antriebskonzepte wirklich konsequent genutzt. Irgendwann wuchs dann wohl auch bei den Schwaben die Erkenntnis: Erfolgreiche Premium Kompakte heissen BMW 1er oder Audi A3, aber nicht A-Klasse. Der Erfinder des Automobils machte sich also an die Arbeit, um mit der dritten Generation seiner kleinsten Baureihe einen ordentlich Pflock in Boden zu rammen. Klassisches Konzept, aber polarisierendes Design, knapper Innenraum und als Krönung eine AMG Variante, die in der Welt der Kompaktsportler kurzfristig für Schockstarre sorgte. Doch ist der A45 AMG wirklich eine Fahrmaschine oder nur ein Papiertiger? Im Schwarzwald fand ich die Antwort. 

Plötzlich sexy. Die dritte Generation A-Klasse, die sogenannte Baureihe W179, hat das geschafft, was der Daimler Konzern schon so lange vergeblich versucht hatte: Weg von Generation Beige, hin zu einer jüngeren Käuferschicht. Als Imageträger trägt dazu natürlich speziell die AMG Variante bei: 2,0 Liter Hubraum und ein Turbolader mobilisieren 360 standfeste Pferdestärken. Die arrivierte Bande rund um Audi S3, VW Golf R, Subaru WRX STI und Mitsubishi Lancer Evo 10 staunten im Sommer 2013 nicht schlecht, als der wildeste Kontrahent plötzlich aus Affelterbach kam.

A wie attraktiv? Beim Design streiten sich die Geister

Mercedes-Benz A 45 AMG

Doch gibt man dem Allradler die Sporen, spürt man die Leistung irgendwie nicht so richtig. Nein, ich zweifle keines der 360 genannten Stuten und Hengste an, die dem Vierzylinder entspringen, doch wer schon einmal mit den zwei kleinen Turbinchen eines BMW 1M Coupé zündeln durfte, der weiß, was brachial und Ehrfurcht einflößend in dieser Klasse wirklich bedeutet – und der ist nominell sogar 20PS schwächer. Da hilft auch das *bämm* beim Flippern am Doppelkupplungsgetriebe kurz vor dem Drehzahlbegrenzer in den nächste Gangstufe nichts. Das ist nur effekthaschendes Gescheppere, bei dem man bei den ersten Malen eher das Gefühl hat, die Heckschürze würde aus ihren Verankerungen gesprengt werden. Es fehlt also nicht nur der AMG typische Wahnsinn im Vortrieb, sondern auch in der begleitende Akustik. Vier Zylinder in Reihe sind eben keine acht in V-Form marschierende Kolben.

 A wie adoleszent. Darum muss es wohl beim Schalten einfach scheppern

Mercedes-Benz A 45 AMG

Leistung hat der 45er aber trotzdem mehr, als genug und auf der topfebenen Rheintalautobahn muss man nicht wirklich viel Gegenwehr fürchten. Doch wie sieht es auf kurvigem Geläuf aus? Schließlich basiert der AMG auf einer Frontantriebsplattform, die für die AMG Leistungskur um eine angetriebene Hinterachse ergänzt wurde. Also runter von der A5 und rein in den Schwarzwald. Heimspiel für passion:driving Mann und Co-Pilot Sebastian Bauer. Ich lasse mir von ihm die Kurvenfolgen seiner Hausstrecken (die irgendwie durch den kompletten Nordschwarzwald verlaufen) präzise ansagen und nach ein paar Kurven reift die Erkenntniss: Der A45 AMG braucht es hart, denn lässt man ihn nur zügig in die Kurve reinrollen, wird man mit Untersteuern bestraft. Doch geht man in den „full attack mode“, bremst tief in die Kurve, geht ab Scheitelpunkt auf maximalen Zug, kommt auch die Hinterachse in Stimmung und darf genau so viel Leistung an die 19“ Räder abgeben, dass man mit einem wunderbar neutralem Fahrverhalten überrascht wird. Doch Achtung: um in diese Fahrspaßregion eintauchen zu können, bewegt man sich meistens in Geschwindigkeitsbereichen, die… nun, ihr wisst schon, was ich meine.

A wie anders sein. Auch nach 2 Jahren Bauzeit fällt W179 auf. Erst recht als AMG

Mercedes-Benz A 45 AMG

Natürlich bekommt man so ein Fahrverhalten nicht geschenkt: üppig ist der Verbrauch (der Schwarzwald verlangte uns gut 20 Liter auf 100km ab), knackig hart meldet sich das Fahrwerk in der Wirbelsäule und der Einstieg in die AMG Welt ist auch nicht von schlechten Eltern. 49.980 Euro rufen die Affalterbacher aktuell für den Fünftürer auf. Und wer sich trotz der gebotenen Leistung dann immer noch im Straßenverkehr verfolgt fühlt, braucht auf jeden Fall noch das „AMG Driver’s Package“ für weitere 2.300 Euro, um bis 270km/h durchbeschleunigen zu können. Und da ist noch lange nicht Schluss mit den unterhaltsamen Sonderausstattungen. Aber das kennt man ja von der Marke mit dem Stern.

A wie angasen. Doch das letzte Quäntchen Wahnsinn fehlt irgendwie.

Mercedes-Benz A 45 AMG

Ein Papiertiger ist der A45 also auf keinen Fall und den Claim „Driving Performance“ haben die Affalterbacher Ingenieure dem kleinen Mercedes wirklich tief eingeimpft. Doch ist dieser 450Nm Allradler etwas für MINI Fahrer? Wer nach einem JCW die nächste Herausforderung sucht, für den ist der kompakten AMG auf alle Fälle eine Sünde Wert, weil er eben im Vergleich zum Wolfsburger MQB Perfektionismus genau diese Spur Nonkonformismus in sich trägt, wie ihn MINI Aficionados so schätzen. Und ja, ich mag den A45, weil man sich an ihm und seinem Charakter auf angenehme Weise reiben kann. Eine Charakterzug, den man von Mercedes-Benz bisher so eigentlich nicht kannte und der Sympathiepunkte bringt.

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