Der Hockenheimring im November. Grau und kalt. Trotzdem sind zwei Damen und zehn Herren ziemlich heiss. Heiss darauf in die Geheimnisse der Fahrdynamik eingewiesen zu werden. Doch auch die Körpertemperatur der zwei Instruktoren, die genau diese Geheimnisse preisgeben möchten, ist nicht ganz im Normalbereich. Der Grund: Für alle Beteiligte ist der 20. November 2010 eine Premiere, denn pünktlich um 15:00h startete im vierten Stock des Baden-Württemberg Centers der erste MINI Experience Day.
Schon vor dem Start war die Stimmung beim ersten MINI Experience Day phantastisch
Nico Bastian und Philipp Eng heissen die beiden Instruktoren und ihre Ziele sind hoch gesteckt: Den Spagat schaffen zwischen kostspieligen Rennfahrertrainings und drögem Fahrsicherheitslehrgang. Das Zeug dazu, diese selbstgesteckten Vorgaben zu erreichen bringen die beiden Twens auf jeden Fall mit, denn eigentlich bräuchten sie nur ein wenig aus ihrem Nähkästchen als erfolgreiche Rennfahrer plaudern.
Auch beim MINI Experience Day gilt: Erst die Theorie, dann die Praxis.
Doch zu einem Fahrdynamiktraining auf einem Fahrsicherheits-Zentrums gehört mehr, als nur die Info „das Gas ist rechts“. Es bedarf Autorität und Ernsthaftigkeit, denn die Fahrphysik hat im Grenzbereich durchaus ihre Tücken und an die gilt es die Teilnehmer vorsichtig heranzuführen. Und genau diese Kunst beherrschen die beiden Jungs par excellence. Sie sind frisch, natürlich und sie verstehen es, sowohl Theorie als auch Praxis packend aber mit der notwendigen Seriösität nahezubringen. Egal ob Kammscher Kreis, untersteuern, übersteuern oder Kurvenscheitelpunkt. Selbst der Theorieteil lud mehr zum Einschalten, als zum Abschalten ein und danach wurde zügig hochgeschaltet für den Praxisteil.
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Schon die erste Übung zum warmwerden war mehr ein „warmwedeln“. Der MINI als langweiliger Fronttriebler mit stoischer Tendenz zum untersteuern? Mitnichten. Unter der Anleitung von Philipp und Nico konnte man im locker gesteckten Slalomkurs erfahren, dass mit einer sauberen Koordination von Lenkung und Gas der MINI durchaus zum beherzten Schwung mit dem Heck provoziert werden kann.
Und hoch das Bein! Der schnelle Richtungswechsel beim Slalom hat durchaus seine Tücken
Aber auch die Tücken des Untersteuerns wurden deutlich vor Augen geführt. Das Treffen des Scheitelpunktes einer Kurve bei Nässe in Kombination mit Tempo und Frontantrieb ist nichts, was man auf Anhieb beherrscht. Jedoch wurde niemand aus der Übung entlassen, ohne das wenigstens einmal der vorgegeben Punkt zur Zufriedenheit der beiden Instruktoren angefahren wurde.
Philipp Eng gibt Anweisungen: „Du sollst bis an die Pylone ranfahren und dann aus der Kurve sanft rausbeschleunigen“
Doch die beiden Herren liessen nicht nur gezielt angasen, sie zwangen auch zur nachhaltigen Energievernichtung. Ganz klar, wer schnell sein will muss auch richtig bremsen können und das erwies sich für den einen oder anderen Teilnehmer schwieriger, als gedacht, obwohl Nico mehrmals versicherte: „Das Bremspedal bricht nicht ab, wenn man mit aller Gewalt drauftritt“.
Bremstest: Während der MINI schon fast steht, fliegen die blonden Haare Richtung Windschutzscheibe
Der werte Leser merkt: Langweilig war dieser Nachmittag auf dem Fahrsicherheits-Zentrum beileibe nicht. Und als der Großteil der zwölfköpfigen Gruppe bereits dachte, mehr geht nicht, überraschte das Instruktoren-Team mit einer ungeplanten Bonusübung: Das Befahren der Grand Prix Strecke bei Dunkelheit. Natürlich hinter dem Führungsfahrzeug und natürlich mit angemessenem Tempo, doch am Leuchten der Augen konnte man bei der danach eingelegten Pause erkennen: Diese Fahrt liess niemanden kalt.
MINI in Reih und Glied: Warten auf die nächste Übung beim MINI Experience Day. Mehr Bilder dazu gibt es hier
Aber es standen noch weitere Punkte auf dem Programm: Zum Beispiel die durchaus zügige Fahrt über einen abgesteckten Handlingkurs mit lehrreichen Hinweisen zum Thema Blickführung, Anbrems- und Einlenkpunkt. Den Unterschied zwischen „zügig“ und „schnell“ demonstrierte parallel dazu der MINI Challenge Spezialist Bastian auf genau demselben Kurs, was dem einen oder anderen Beifahrer durchaus den Atem raubte.
Nico Bastian erklärt und fährt: Nichts geht über die richtige Sitzposition für eine schnelle Lenkbewegung
Dabei galt es durchaus noch Kondition für das große Finale zu haben, dem Race of Champions. Ganz wie beim bekannten Vorbild, welches am vergangen Wochenende in Düsseldorf stattfand, fahren zwei Piloten gegeneinander. Der einzige Unterschied: Man überquert keine Ziellinie, sondern man muss in einer vorgegebenen Haltezone nach drei Runden wieder zum Stehen kommen. An dieser Stelle sollte eigentlich dem Sieger dieses Ausscheidungswettbewerbes zu seinem Erfolg auf dem nicht zu unterschätzendem Ovalkurs gratuliert werden, doch unglücklicherweise ist das der Autor selber. Daher gratuliere ich nicht mir sondern dem Zweiten zu einem Finale furioso. Erst im zweiten Stechen, welches erschwerend auch noch rückwärtsfahrend durchgeführt wurde, musste sich Gigamot MINI Challenge Teamchef Thomas Fürst geschlagen geben. Die dabei gelieferte Show wurde bei der anschließenden Siegerehrung mit tosendem Applaus gutiert.
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Den beiden Siegern des Race of Champions steht der Spass ins Gesicht geschrieben
Der Applaus muss jedoch eigentlich zwei anderen gespendet werden: Nico Bastian und Philipp Eng. Sie haben es geschafft, mit dem MINI Experience Day eine Veranstaltung zu kreieren, die mit 219 Euro nicht nur ein sagenhaftes Preis-Leistungs-Verhältnis hat, sondern genau die richtige Mischung aus lehrreichem Eintauchen in die fortgeschrittene Fahrdynamik und purem Spass besitzt. Oder kurz: Eine Premiere, der hoffentlich eine lange Erfolgsserie folgt.
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