Wer sich mit Rennfahrzeugen häufiger beschäftigt, weiß, man sieht es einem Boliden durchaus an, wenn er direkt von einem Automobilhersteller entwickelt und eingesetzt wird. Die Qualität des Fahrzeugaufbaus, die Umsetzung einzelner Detaillösungen, die Gestaltung des Teamauftritts. Es riecht einfach alles ein wenig mehr nach Geld, als sonst schon im professionellen Motorsport. So auch beim MINI John Cooper Works Coupé Endurance. Ein genauerer Blick auf das Werksteam einen Tag nach der Präsentation lohnt also.
Erst war das Renncoupé zu früh da, dann ließ man sich bei der Pressekonferenz über Gebühr viel Zeit, bis die Show begann, nur um dann so überraschend die Hülle von den Hüften des R58 fallen zu lassen, dass keiner der anwesenden Fotografen wirklich drauf vorbereitet war. Tja, Künstlerpech. Zum Glück kann man ein solches Szenario beliebig oft für die fotografierende und filmende Zunft wiederholen. So blieb auch für bigblogg genügend Zeit, die Details des geduckten Racers genauer in Augenschein zu nehmen.
MINI JCW Coupé Endurance: 7 Herren und 1 Dame ließen die Hülle fallen
Was fällt also auf am MINI John Cooper Works Coupé Endurance? Als erstes die auffällig unauffällige Art des Autos. Man bleibt bei der Kommunikationsfarbe des Serienpendants: White Silver mit rotem Dach, Sport Stripes und Spiegeln. Dabei nimmt man sogar bewusst auf die Nachteile der ungünstig im Wind stehenden großen Spiegelohren in Kauf. Anders sieht es bei den übrigen aerodynamischen Hilfsmitteln aus, die sind deutlich konsequenter: Ein üppiges Spoilerschwert ziert die Front und das Heck wird durch einen Diffusor, der sich deutlich von dem der Challenge Fahrzeuge unterscheidet, sowie einen Heckspoiler dominiert, der erstaunlich flach über der Abrisskante des Stummelhecks kauert. Doch angeblich wurde alles im BMW Windkanal getestet, so dass der generierte Abtrieb für eine gute Balance der beiden Rotkäppchen sorgt.
Das Langstreckencoupé: Großes Kühlergedrängel und langes Spoilerschwert
Beim zweiten Blick erkennt man aber auch, dass der Schein an einigen Stellen trügt. Die viel zitierte Nähe zur Serie hört spätestens auf, wenn man sich dem Renncoupé auf wenige Zentimeter nähert. Leichtbau, wohin das Auge schaut. Türen, Heckklappe und Motorhaube sind aus Carbon, die Seiten- und Heckscheibe aus Makrolon.
JCW Coupé Endurcance: Optimierte Aerodynamik am Heck
Doch das vortäuschen der Serienmäßigkeit geht noch weiter. Auch ohne, dass den Medienvertretern ein Blick unter Motorhaube gewährt wurde, ist klar: Hier ist einiges anders. Der mächtige Ladeluftkühler kauert verschämt schwarz lackiert hinter der Frontschürze umrahmt von zwei Kühlungsschächten für die Bremsen. Zusätzlich versteckt sich hinter einer der Blenden, die sonst die Nebelscheinwerfer beherbergen ein Ölküher für das sequentielle 6-Gang-Getriebe, welches seine Kraft an eine mechanische Differentialsperre weitergibt. Zusätzlich thront vor dem Wasserkühler ein zusätzlicher Ölkühler im Kühlergrill, um die Arbeitstemperatur des auf einem Serienaggregat aufbauenden Motors im optimalen Bereich zu halten. Irgendwo müssen die angeblichen 250 PS und 330 Nm ja herkommen, auch wenn die meisten Fachleute diesen Wert für eine charmante Untertreibung halten.
Unter dem Rotkäppchen: Optimierte Enge im Innenraum
Bleibt noch der Blick in den Innenraum. Eine leergeräumte Armaturentafel, sowwie ein versteifendes und den Fahrer samt 100 Liter Tank schützendes Rohrgeflecht prägen das enge Cockpit. Dominant thront der Schalthebel, an dem zum Hochschalten gezogen beziehungsweise zum Runterschalten gedrückt wird und ein weiteres Detail fällt ins Auge: Zündschlüssel und Starterknopf wurden links neben das Lenkrad versetzt. Porsche lässt grüßen!
MINI in großer Fahrt. Das Renncoupé bei letzten Tests
Und wie lautet das Fazit über den MINI mit dem Löwenkopf auf der Motorhaube, der samt des Mottos „Another Day. Another Adventure“ etwas befremdlich an Ed Hardy erinnert? Irgendwie scheint die letzte Konsequenz zu fehlen, sowohl technisch – die Klasse, in der das Coupé startet bietet einen deutlich höheren Freiraum für Modifikationen, wie Schirra motoring eindrucksvoll demonstriert – als auch in der grundsätzlichen Einstellung. Natürlich sind bei MINI alle mächtig stolz auf den rasenden Fliegenpilz, aber warum startet man in einer so anspruchsvollen Veranstaltung nur mit dem Ziel, ankommen zu wollen? Tiefstapelei? Kaum, eher ein Ergebnis der Kurzfristigkeit des Projektes. Ein Einsatzfahrzeug, welches erst zwei Wochen vor dem 24h Rennen fertig gestellt wurde, kann einfach noch nicht ausgereift sein. Da helfen auch alle finanziellen Mittel eines Großkonzerns nicht, da kommt man nur mit dem Sammeln von Erfahrungen weiter und die beschränken sich nur auf Tests auf dem Testgelände in Papenburg und den Trainings- und Qualifikationseinheiten am 23. und 24. Juni.
Fasziniert die Fans: MINI JCW Coupé Endurance
Genau darum wünscht bigblogg der 146 mit Hendrik Vieth, Ralf Martin, Jürgen Schmarl, Anja Wassertheurer sowie der 147 mit Maximilian Engert, Fredrik Lestrup, Nico Bastian, Harald Hennes besonders viel Glück und einen standfesten MINI beim Rennen rund um die Uhr.
Weitere Bilder vom MINI JCW Coupé Endurance in der bigblogg Flickr Galerie
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